Madagaskar: Der Weg in ein besseres Leben

DIE HERAUSFORDERUNGEN

Madagaskar ist ein Inselstaat im Süd-Östlichen Afrika und ist ungefähr doppelt so groß wie Deutschland. Trotz großer Biodiversität, reicher Bodenschätze und großer landwirtschaftlicher Flächen zählt Madagaskar zu den ärmsten Ländern der Welt. 80 Prozent der knapp 30 Millionen Einwohner leben unter der Armutsgrenze. Über die Hälfte der Kinder ist chronisch unterernährt. Der Klimawandel verschärft die Lage mit Dürren und Ernteausfällen zusätzlich.

Die einkommensschwächste und am stärksten gefährdete Untergruppe der extrem Armen wird als „Ultra-Poor“ bezeichnet. Oft leben sie schon seit vielen Generationen unterhalb des Existenzminimums, denn diese absolute Armut bringt eine Vielzahl an Herausforderungen mit sich, die sich gegenseitig verstärken. Häufig leben sie von saisonaler Landwirtschaft, Gelegenheitsjobs auf den Feldern oder in Haushalten ihrer Nachbarn. Daher ist ihr Einkommen nicht nur sehr gering, sondern auch unregelmäßig und unvorhersehbar. Obwohl sie einen Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben, leiden sie an chronischem Hunger. Ihre Kinder sind überdurchschnittlich oft von Mangelernährung betroffen und können nur unregelmäßig die Schule besuchen. Die Hütten, in denen diese Familien leben, schützen selten vor Nässe, Kälte und Hitze. Hinzu kommt ein eingeschränkter Zugang zu sanitären Einrichtungen und sauberem Trinkwasser. Daher leiden extrem Arme auch häufiger unter armutsbedingten und/oder chronischen Krankheiten. Der Zugang zu Gesundheitsversorgung ist eine sehr große Herausforderung.

Madagaskar hat viele sehr abgelegene ländliche Gebiete, die nicht an die Verkehrsinfrastruktur angebunden sind. Viele Familien, die als „Ultra-Poor“ gelten, leben dort. Die Ärmsten der Armen sind häufig jedoch nicht nur geographisch isoliert. Durch ihre Lebensumstände leben sie oft auch am Rande der Gesellschaft und werden diskriminiert. Mütter, Menschen mit Behinderung und Menschen mit psychischen Krankheiten sind besonders gefährdet in extremer Armut zu leben.

DIE METHODE

Das Programm „Der Weg in ein besseres Leben“ ermöglicht extrem armen Familien dauerhaft eine stabilere Lebenssituation zu schaffen. Dabei arbeiten wir vor allem mit Frauen zusammen, da sie zumeist die Verantwortung für Kinder und andere pflegebedürftige Familienmitglieder tragen. Männer mit Behinderung, die ihre Famillien allein versorgen, gehören ebenfalls zur Zielgruppe und machen ca. 5% der Teilnehmenden aus. Die Teilnehmenden werden in vielen Lebensbereichen gefördert, um ein solides Fundament für die Zukunft zu schaffen. Die Erreichung dieses Fundaments wird „Graduierung“ genannt. Entwickelt wurde das Konzept in Bangladesch durch die Organisation BRAC. Entscheidend für den Erfolg dieses Ansatzes ist, dass viele Armutsfaktoren gleichzeitig angegangen werden und dass die Teilnehmenden über die gesamte Projektlaufzeit wöchentlich individuell beraten werden. Die hohe Erfolgsquote von 95 % sorgt dafür, dass der Ansatz durch verschiedene Organisationen aufgegriffen wurde und mittlerweile in vielen Ländern umgesetzt wird. In Madagaskar ist der Bedarf für diesen Ansatz, durch den extrem arme Familien Autonomie und Stabilität gewinnen, sehr groß. Daher bietet es sich an, in einem Pilotprojekt mit 100 Teilnehmenden zunächst die Passung für den lokalen Kontext zu schärfen, um zukünftig auch mehr Menschen damit erreichen zu können.

PROJEKTZIELE

Nach ihrer Teilnahme am Programm „Der Weg in ein besseres Leben“ haben 100 extrem arme Familien ein regelmäßiges Einkommen und sind in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Sie können sich und ihre Familien besser vor Krankheiten schützen und ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Spargruppen ermöglichen den Projektteilnehmenden und allen ortsansässigen Haushalten eine bessere Resilienz gegen wirtschaftliche Schocks und stärken den sozialen Zusammenhalt.

AKTIVITÄTEN

Sicherung der Grundbedürfnisse

Zunächst wird dafür gesorgt, dass die Familien in der Lage sind, Grundbedürfnisse wie Ernährung und Gesundheit zu sichern. Eine Maßnahme ist beispielsweise ein wöchentliches oder monatliches Fördergeld für die ersten sechs Monate. Dies verschafft den Teilnehmenden eine Verschnaufpause im täglichen Überlebenskampf und ermöglicht ihnen mittel- und langfristige Ziele zu setzen und zu verfolgen. Verschiedene Maßnahmen sorgen zudem für eine Verbesserung der Gesundheit der Teilnehmenden und ihrer Familien.

Mittel- und langfristige Sicherung von Einkommen

Eines dieser mittel- und langfristigen Ziele ist die Etablierung mehrerer Einkommensquellen. Die Teilnehmenden erhalten eine Grundausstattung für durchschnittlich zwei selbstgewählte wirtschaftliche Aktivitäten. Sie erhalten zudem Trainings in Kleingruppen und ein wöchentliches Coaching, um die dafür nötigen technischen und unternehmerischen Kompetenzen zu stärken. Die Trainingsinhalte umfassen Viehzucht, Gemüseanbau, Umgang mit Geld, „Entrepreneurship“, Gesundheit und Hygiene sowie soziale Kompetenzen.

Soziale Integration und persönliche Entwicklung

Das Coaching durch geschulte Mentoren hilft den Teilnehmenden Lösungen für individuelle Herausforderungen zu finden. Durch kleine Erfolgserlebnisse wächst auch das Vertrauen in die eigenen Stärken und Kompetenzen. Ziel ist dabei auch, dass die Teilnehmenden lernen, machbare Pläne für die Zukunft zu entwickeln und zu verfolgen, mit Rückschlägen umzugehen und aus ihnen zu lernen. In Zusammenarbeit mit sozial engagierten, lokalen Schlüsselpersonen werden Strukturen gestärkt, die langfristig die Integration von extrem Armen in die lokale Gemeinschaft verbessern können. Dies erleichtert den Zugang zu Ackerland, produktivem Kapital und Märkten. Das Programm vernetzt sich auch mit kommunalen und regionalen Behörden und wird von diesen unterstützt.

Prävention von Rückschlägen

Damit die Teilnehmenden besser gewappnet sind gegen Rückschläge wie z.B. Krankheiten oder dem Verlust von produktivem Kapital, erhalten sie Zugang zu Spar- und Kreditmöglichkeiten. Sie verinnerlichen im Rahmen des Programms die Wichtigkeit des Sparens und des zukunftsgerichteten Umgangs mit ihren Einnahmen.